Dienstag, 22. Juni 2010

Pfützen wie Seen

... nimm mich mit auf diese Reise durch das noch im Regen heiße Land; die Pfützen, die Ausmaße von Seen haben, zu den Paaren, die swingen mitten am Kontraktova zu später Stunde. Der Taxifahrer, der die jungen Leute mit Rockn Roll versorgt, sitzt bei offener Tür da wie ein strenger Tanzlehrer zur wöchentlichen Sitzung, der Klavierspieler wurde durch das Radio ersetzt. Wir sind draußen, es ist nachts, es ist warm, die Jungen schwingen ihre federleichten Mädchen um die Pfützen herum. Die letzten Babuschki haben ihre Zigarettenstände längst eingepackt...

... nimm mich mit zu den Plätzen dieses Landes, wo Zelte stehen und Menschen spät nachts noch zusammenkommen, weil sie wissen, dass es dort immer Leben gibt, Sie trinken Tee und anderes, über Tische hinweg kommen sie ins Gespräch auch über Nationalitäten, tanzen zu alten Klassikern, die sie, gleich welche Generation, mitsingen könne; wo auch die Hundegang, die nachts ihre Runden zieht durch den Kiez von niemandem vertrieben wird, sie gehören zum nächtlichen Treiben dazu...

... lasst euch mitnehmen, denn ich komme wieder und teile gern...

Freitag, 18. Juni 2010

Weißweinabende

während ich den Weißwein meiner Mädels der letzten Woche eben aufgeschraubt habe - danke Mädels! - hadere ich mit mir, ob das nun eine gute oder doch eine schlechte Idee ist, den Abend zu Hause zu verbringen, einen Freitagabend zudem, meinen letzten Freitagabend vorerst. Aber vielleicht ja auch nicht die schlechteste Entscheidung nach dem amerikanische Wissenschaftler ja herausgefunden haben, dass der Mensch in den Sommermonaten einen Schlafmangel erleidet, den man nicht mehr aufholen kann. Und zwar nicht weil er zur Vergnügungssucht im Sommer neigt, nein, weil die Zeitumstellung einen Stress für den Biorhythmus auslöst, der uns dick und doof werden lässt. Ich habe mir diese Erläuterung besonders zueigen gemacht und lehne jede nähere Diskussion ab, die vielleicht einen Zusammenhang zu meinem Bierkonsum, Schlafmangel und Hüftgold herstellen könnte. Und weil ich mich nun so schön in Rage geschrieben habe, noch einige Momente der letzten Zeit, die ich gern teilen möchte:

Zum Beispiel den Moment, als ich mit meinen deutschen Mädels absichtlich verstummte, um ja keine Aufmerksamkeit auf dieses ekelhafte bayrische Männerduo zu erregen, sich in unserer Nähe und zudem noch in meiner Lieblingskneipe niederzulassen. Leider vergebens, sie setzen sich beim Anblick unserer weissen Kronen. Und der verzweifelte Blick des Kellners, der wohl bei der Bestellung bemerkt haben musste, dass ich gekonnt alle Fallendungen ignorierte, ließ mich rübergehen und assistieren. Die Herren konnten außer deutsch wenig und schienen sich auch noch darüber zu echaufieren, dass die Karte nur in Kyrillisch zur Verfügung steht., dass auch ich kein Ukrainisch spreche, verstanden sie erst gar nicht. Die Karte war aber nur in ukrainisch zu haben. Dass ich dann auch noch deutsch sprechen konnte, ließ sie vor Überraschung das Menu zuklappen, als könnte ich Ihnen von den Lippen ablesen, was sie wollen. Genau dass scheinen sie hier nämlich zu suchen in diesem Land und bringt mich völlig auf die Palme. Da versucht man Monate lang ein differenziertes Deutschlandbild über "Hitler kaputt" zu vermitteln und dann solche Typen! Dass es sich nicht um normale Touristen handelt, war beim ersten Blick ersichtlich. Als sie mich dann aber noch fragten, was ich hier denn mache und er noch bevor ich antworten konnte, vorschlug, ich wäre Kupplerin, war der Grund ihrer Reise klar! Diese Typen sind auf der Suche nach Frauen und zwar professionell, was sie auch bitter nötig haben, so abstoßend wie sie sich benahmen. Einfach unglaublich. Ich hatte schon oft vom Sex- und Heiratstourismus gehört, aber das war meine erste eigene Begegnung damit. (Das Bild dazu habe ich zufälligerweise am gleichen Tag gemacht)Abgesehen von ukrainischen Mädels, die sich auf ausländische Männer spezialisiert haben und dann empört erzählen, dass er nicht mal den Flug nach Kanada oder die USA zahlen wollte. Nun aber dass ist ein anderes Kapitel vom Geschlechterverständnis, das ich ein andermal öffne.

[...] letzte Woche gab es in Kiew die heißeste Woche im Juni seit Aufzeichnung des Wetters, sage und schreibe 39 Grad sollen letzen Samstag gemessen worden sein. Mein Gefühl würde sagen, die haben recht diese Wetterleute. Es war unglaublich heiß, sogar noch nachts, auch wenn man dann sogar für einem kurzen Moment aufhörte zu schwitzen. Aber nur bis zum Sonnenaufgang gegen 5.00 Uhr.

[...] Wir kriegen neue Fenster im Büro. Das heißt, dass ich im nächsten Winter vielleicht sogar mal länger im Büro verweilen kann ohne Erfrierungserscheinungen und vermindertes Denkvermögen.

[...] Ich werde ab September kein Englisch mehr als Ausweichsprache sprechen sondern Russisch! Soweit der Plan! Ich habe mir sogar schon einen neuen Tandempartner dafür angelacht. Meine Pläne sind ja bekanntlich großartig, einzig die Umsetzung hapert manchmal.

[...] Naja, der letzte Versuch mit meiner krummen Nagelschere einen geraden Pony zu schneiden ist etwas missglückt, die Nachjustierung hat ihn zu einem gemacht, der seinen Namen wirklich verdient: Mikro.
Nebenbei bin ich noch die Wankelmut in Person, werde dazu aber nur Aussagen bei Nachfrage machen...

Soweit mein Weißweinfreitagabend! Prosit...

Dienstag, 15. Juni 2010

Liebhaberstücke

Komische Tage sind das. Komische Begegnungen, komische Begebenheiten, komische Gefühle und Launen, komisches Wetter, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und um, das mir so eigentümliche Grübeln einmal einzustellen, habe ich beschlossen, heute keine kryptische Geschichte zu schreiben, die mir dann hinterher viele Fragen per Email einbringt, wen meinst du, was meinst du, geht es dir auch wirklich gut? Ja es geht mir gut, vielleicht schon etwas zu gut. Aber wie gesagt, heute einmal anders. Ich bin noch genau 7 Tage hier, bevor ich nach Deutschland aufbreche. Wenn ich das nächste mal da sein werde, wird alles etwas anders sein, weswegen ich mir vergegenwärtigen muss, was ich an und in diesem Land eigentlich lieb gewonnen habe und was mir sicher bald fehlen wird:
  1. Morschinska, ein Mineralwasser aus den Karpaten. Wäre nicht das Problem, dass ich es ständig kaufen und tragen muss, weil man kein Leitungswasser trinken kann.
  2. unsere Studentinnen, die wir liebvoll "die Mädels" nennen.
  3. den kleinen Streuner, der immer im Porter rumhängt und jeden vertreibt, der nicht zu seinem Revier gehört. Gott sei Dank haben wir uns angefreundet und ich gehöre wohl zu seiner Gang.
  4. dass ich im Porter und Kupidon als alte Bekannte mit einem Lächeln begrüßt werde
  5. nachts auf dem Balkon anderer Leute mit großer Leidenschaft Blumen zu bespritzen
  6. auf noch anderen Balkonen herumzuhängen, dem Gewitter und den todesmutigen Motten in der gegenüberliegenen Laterne zuzusehen
  7. Limonen-Schokoladen-Softeis, wovon ich an manchen Tagen zwei hintereinander verspeisen kann
  8. nachts um 2 noch im Sommerkleidchen durch die Straßen spazieren und endlich das Gefühl zu haben, dass es sich etwas abkühlt
  9. Pfützenhüpfen im Hitzegewitter
  10. am Wochenende Hochzeitspaare beim Posen fürs Familienalbum zu beobachten
  11. Flashmobs zu denen keiner kommt
  12. Die Pausenhofdisko meiner Uni 
  13. die ruppige Herzlichkeit der Küchenfrauen in der Mensa, wenn sie mir meinen Borsch geben.
  14. grünen und roten Borsch, Salat Olivie und Vinegret, Grapefruitsaft, georgisches und jüdisches Essen, Lvivskie
Mensch diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen, ich kann es gar nicht glauben. Man gut, dass ich das alles fortsetzen kann im Herbst! Es darf an dieser Stelle auch nicht verschwiegen werden, dass es auch viele Menschen und Dinge gibt in Deutschland, auf die ich mich ungemein freue. In diesem Sinne auf ein baldiges Wiedersehen nüben und drüben.

Sonntag, 6. Juni 2010

gedankenreich und tatenarm

Genau das bin ich dieser Tage und so verbrachte ich dieses Wochenende, an dem ich seit zwei Wochen zum ersten Mal wieder allein war, ohne professorentaugiche Lokalitäten, geistreiche Gesprächsimpulse setzend in völlig inakzeptablem aber dem Wetter angepassten Aufzug und glücklich wie lang nicht mehr mit mir und meinem Plan im Kopf. Entscheidungen, das große Übel meines Lebens! Denn es ist Sommer in Kiew, die Ablenkung groß und das Samstagsbier vor vier besonders schmackhaft.
So langsam tue ich meine Entscheidung kund und es fühlt sich gut an. Ein Sommer vieler Möglichkeiten.

Einmal ohne Worte

Dienstag, 1. Juni 2010

Kornblumenkiew

Da schaut man drei Sekunden zu lang dem kleinen Mädchen zu, das gerade drei Sträuße tiefen Blaus an den Mann bringen will und der sieht es auch, wie ich so schau und schon ist er, der Strauß in meiner Hand. Schon längst vorbeigezogen an der Gruppe, halbversunken meinen Kollegen zuhörend, und vielleicht einen Moment zu lang gelächelt, habe ich ihn bereits in der Hand. Für die Dewuschka ein Strauß Kornblumen.

Das ist Kiew, das ist Ukraine, einmal zu lang gelächelt und schwupps die Müdigkeit des ganzen Tages vergessend, diese kleinen Momente, die einen erhöhen können genauso wie sie einen herunterholen. Doch heute Abend das Hochgefühl des Abends. Und schon fühlt sich die Entscheidung besser an: Ich bleibe nämlich