Samstag, 30. April 2011

Russischer Rock am Kontraktova (24)

zugegeben der junge Mann fiedelt, aber die Rockmusik beginnt spät - natürlich spät. Wenn alle Blitze versagen vor dem Geschunkel der Massen, der Flaschengeklirr am Skorovoda Denkmal und man leise mitsummt, weil da diese kleine Textunsicherheit nicht zu verbergen ist.

Freitag, 29. April 2011

Elitni (25)

alles ist in diesem Land Elitni, Elit Taxi, Elitni Klub und Restaurants sogar die Butter.

Donnerstag, 28. April 2011

Georgisches Essen (26)

eigentlich waren es immer nur Sakuski, aber ich werde dort hinfahren eines Tages und ich werde essen und essen und essen.

Mittwoch, 27. April 2011

Fortotschki(27)

Sie werden aussterben, soviel ist sicher. Und bevor ich sie in einigen Jahren suchen muss, habe ich sie für mich festgehalten, die kleinen Belüftungsfenster, die bei knisternder Kälte und summenden Öfen für Luftzirkulation sorgen. Denn weder gegen die Kälte ist ein Kraut gewachsen noch gegen die Heizkörper, die einmal zentral an und wieder abgestellt werden. Ein dazwischen gibt es nicht, nur die kleinen Fortotschki, die ich vermissen werde.

Dienstag, 26. April 2011

Wolgas (28)

Ich habe nichts am Hut mit Autos, ich kann kaum eines vom anderen unterscheiden. Aber eines hat es mir angetan: die alten sowjetischen Straßenschiffe -  selten fuhr ich mit ihnen, aber das Gefühl immer das Gleiche; Erhabenheit über die Technik von heute, diese Klasse wird heute kaum mehr erreicht. Sollte ich irgendwann einmal hinter einem Steuer sitzen, werde ich mir immer vorstellen, es wäre ein Wolga.

Montag, 25. April 2011

Die Provinz (29)

Mir hat einmal eine Deutsche entgegnet, als ich über ihre Provinzstadt spottete, dass wir zwar all die Vorzüge einer Hauptstadt haben mögen, aber sie erlebe etwas ganz anderes: die Ukraine. Sie hatte nicht unrecht. Ich habe keine Vorstellung, wie ich den Winter nur mit Kohl, Kohl und manchmal auch Kohl überstanden hätte, weil es einfach nichts anderes gab. Ich passe mich weder dem Dresscode noch dem gesellschaftlich akzeptierten Wertekanon an, komme und gehe, wann und wem ich will - an Orten, wo man als Ausländer eine Attraktion ist undenkbar.

Sonntag, 24. April 2011

Podol (30)

легендарный подол - legendäres Podol, wie es in meinem russischen Stadtführer heißt. Mein Stadtteil. Die Unterstadt am Dnepr, wo früher das Handelszentrum war und heute Straßenmusik zu jeder Tageszeit, einen verruchten Ruf hat Podol oder ukrainisch Podil, weil es das junge, das alternative Volk anzieht. Gern gelebt und gearbeitet in dieser Atmosphäre habe ich und jetzt, wo es endlich Frühling wird, kann ich mir mich kaum irgendwo anders vorstellen.
Hinter dem halbrunden Gebäude, dem repräsentatives Universitätsgebäude der Mohyla-Akademie, steht ein Eckhaus und genauer das Gästehaus in dem ich wohne.

Freitag, 22. April 2011

Donnerstag, 21. April 2011

Kiew im Frühling (33)

wenn er denn endlich kommt, dann explodiert er und alle und alles mit ihm. Die Stadt erstrahlt. Ich strahle.

Mittwoch, 20. April 2011

Der Aber(Glaube) (34)

Es gibt tausend Dinge auf die man achten sollte: nicht auf einer Türschwelle Gespräche anfangen zum Beispiel. Ich habe ein Jahr gebraucht, um zu verstehen, warum mein Zimmernachbar immer nervös aufsprang, wenn ich an der Schwelle zur Tür ein Gespräch begann, entweder er zog mich hinein oder die Unterhaltung wurde draußen fortgeführt. Wer wann wem wie viel einschenken muss, wo dabei das Glas zu stehen hat und nun vor Ostern geweihte Zweige, die die Häuser vor dem Bösen schützen - sogar vor dem Blitz, wie mir versichert wurde.

Dienstag, 19. April 2011

Montag, 18. April 2011

das Büro (36)

das Büro der Deutschen, wie es hier auch zuweilen genannt wird. Was habe ich hinter dieser Tür gefroren, geflucht und manchmal auch gelacht. Staubig ist es geblieben, ordentlicher und offener zwar, aber kein Ding gemütlicher. Ich friere immer noch. Seitdem ich die Vorhänge entsorgt habe, ist ein Arbeiten bei Sonnenschein eine Herausforderung. Manche meiner Entscheidungen rächen sich eben irgendwann. Aber dieser Sowjet-Teile war ich sicher, nie wieder zu vermissen. Nun ja...
und was habe ich an diesem Schloss herumgewürgt, einmal fiel die Klinke von der anderen Seite ab oder ich versuchte es mit dem falschen Schlüssel, der 5 dafür zuständige Personen auf den Plan rief meine Tür aufzubekommen, als Nummer 6 mit der Brechstange kam, hatte ich den Fehler bemerkt. Ach diese Deutschen!

Sonntag, 17. April 2011

der Spusk (37)

ich bin mindestens einmal die Woche hoch oder runter gewandert, am liebsten aber am Wochenende, wenn die Holpersteine von Massen von Flaneuren bevölkert werden und die Nippeshändler und - händlerin sich um Verkaufsplätze streiten. Der Andrievski Spusk soll nicht nur eine der ältesten Straßen Kiews sondern Osteuropas sein, sie verband die Ober- mit der Unterstadt. Die Steine wirken zum Teil, als wären sie seit erster Stunde dabei und bevor ich gleich klinge wie eine Reiseführer es besser könnte, schließe ich diesen Eintrag damit, dass mir dieser Stieg fehlen wird, mit seinen Straßenhunden und Händlern, Museen und Galerien, Bauruinen, Straßenlöchern und vor allem dieser Stimmung, die meine Erinnungsstütze der Fotos nicht einfangen kann.

Freitag, 15. April 2011

schnelle Rolltreppen (39)

wie oft ist es mir schon passiert, dass ich dabei war pünktlich zu sein, dabei aber nicht den Rolltreppenweg eingerechnet hatte, der an der ein oder anderen Metrostation weitere 7min macht. Ein Ärgernis, dabei sind sie so schnell, dass ich einige Anläufe brauchte um ein nur kaum verwackeltes Bild zu erhaschen.
Was werde ich mich langweilen auf deutschen Rolltreppen. Hier sind sie so lang und schnell, dass gleich mehrere Rolltreppen-Gezwinker-Momente mit der Gegenseite möglich sind. Gut sind auch jene, die Paraden und Opern zur Belustigung spielen. Man werde ich das vermissen!

Donnerstag, 14. April 2011

Die Auswahl an... (40)

... kleinen und großen Matrjoschki. Hach...

Mittwoch, 13. April 2011

Tag (41)

das Markttreiben wird mir fehlen, mit den Verkäuferinnen, die in unbeobachteten Momenten die eigenen Waren verköstigen, ständig herumbrüllen und einen zum Kauf von allen möglichen Dingen animieren wollen.

Dienstag, 12. April 2011

Die Tramwajs auf dem Kontraktova (42)

zugegeben, das Foto ist nicht ganz taufrisch. Die Temperaturen werden zwar immer noch nicht so recht einem Frühling gerecht, aber der Schnee ist längst weg und die Pelzmützen sicher verwahrt bis zum nächsten Jahr.
Aber zwei Exemplare so schön in Szene gesetzt in diesem Licht, das gelingt mir nicht alle Tage. Ich werde es vermissen, das Geruckel, das schnelle Anfahren und Geklingel bei Konkurrenz auf der Straße, die Billet-Verkäufer, die von Station zu Station durch die Tramway laufen, manchmal sogar die drei Löcher ins hauchdünne Papier stanzen, weil man sich zu doof - sprich westlich - anstellt.

„Willkommen im Gruselwunderland: Chernobyl- Tours hat sich was ganz besonderes für Sie überlegt“

Eine Woche habe ich gebraucht, eine Provinzreise in die Westukraine dazwischen geschoben, ein normales Arbeits-, Alltagleben gelebt, gelacht, geflirtet, getrunken, bis ich es aufschreiben konnte. Zu groß der Zweifel an der Reise, der Ekel an den Menschen, an der Inszenierung von etwas, dass ich immer noch schlecht in Worte fassen kann, weil ich es nicht verstehen kann, weil es sich schlecht verstehen lässt, weil die Bilder nicht echt waren und doch sind sie es. Eine Stadt, eine Schule, eine Turnhalle, ein Schwimmbad, ein Leben das vor 25 Jahren abrupt aufhörte. Und dann ist da dieser Grusel.


Vor 25 Jahren genau ereignete sich eine zwei Stunden Fahrt von Kiew entfernt eine atomare Katastrophe, die einen riesigen Landstrich unbewohnbar macht für Jahrhunderte und die Welt den Atem stocken ließ. So oder so ähnlich lesen sich Reportagen, Artikel und Fotobebilderungen dieser Tage, denn am 26. April jährt sich die Katastrophe, alle Touren in die Zone sind bis Mai nur noch Journalisten vorbehalten. Wir haben eine der letzten Touren erwischt.

 „It is fabulous“ sagt er und misst die Helligkeit aus, als wir in einen Raum kommen, an dem die Parteifunktionäre auf Leinwand gebannt in Reih und Glied stehen, davor Schutt, so malerisch – so malerisch eine Katastrophe sein kann. Und aus mir bricht heraus „ It is made for you and your story“. – Pause. Unverständnis. – Alle rennen weiter zum nächsten Bild, auf der Suche des einzigen, einzigartigen Bildes, der Grusel, der nach Fukushima Konjunktur hat immer im Nacken. Es gibt diesen Moment, dieses Bild nicht , schon Generationen von Journalisten, Fotographen waren hier, sie vereint der Blick wie man den Grusel in die Welt hinaustragen kann hinaus aus der Zone, die nach zwei Sonderkontrollen erreichbar ist.  Die geführten Routen sind gleich, Panzer- und Räumgeräte-Wiese, verlassener Kindergarten im Wald versteckt, Kühlungsbecken, der so frühlingshaft friedlich vor uns lag, der Sarkophag und schließlich die verlassene Stadt. Prypjat – Highlight der Lehrstunde: Katastrophe in mehreren Teilen. [...]Kinderbettchen, davor ein paar Hausschühchen, auf dem Boden zerstreute kyrillische Buchstaben, ein Springseil, eine Tafel – der perfekte Winkel für ein Bild. Kälte. Kälte eines Ortes an dem es vor 25 Jahren zuletzt Leben gab.

[...] Wegschmeißen will sie alles und ich gehe beunruhigt mit einem Geigerzähler meine Lieblingsschuhe entlang. Der Piepton bleibt stabil bei einem Wert, der nicht beunruhigend ist, nicht wie bei einem kurzen Halt an einem harmlos scheinenden Birkenwald, der friedlich einem neuen Frühling an einem der ersten warmen Wochenenden entgegenwächst, das Piepen hat sich zu einem schrillen nervösen Dauerton entwickelt, die Türen des Kleinbusses sind noch geschlossen und es ist ganz still in diesem Moment.

Ganz still ist es auch in einer früheren 50 000 Menschen-Stadt, kalt ist es in Gebäuden, die fluchtartig aber friedlich verlassen wurden. Die Unordnung stammt von den Aufräumarbeiten, die zerborstenen Fenster und überall Natur, die sich hineinwächst in diese Stadt. Überall sprießen Birken. Überall Rost. An manchen Stellen tropft noch der Winter durch die Decken. Eine sowjetische Bilderbuchstadt war dieses Prybjat einst, gebaut im Dienste der Atomkraft. Man muss kein Atomkraftgegner sein, um hierher zu kommen, aber es hilft sicher dabei einer zu werden.

Montag, 11. April 2011

das Vergessen (43)

Vielleicht gehöre ich einer Nation an, die nicht gern vergisst, die vielleicht auch dazu gezwungen wurde und sich an dieses kleine Detail nicht mehr erinnert. Vielleicht nicht alle, aber ich erinnere. Ich veranstalte keine Grillabende an Orten, an denen Massaker an Tausenden von Menschen stattfanden, erkenne das Leid einzelner Gruppen an wie das erlittene Leid anderer ohne dazwischen abzuwägen. Noch immer zucke ich bei jedem antisemitischen Witz zusammen, genau so bei homophoben. Aber auch an diese Momente sollte ich mich erinnern, bevor ich mich einer ukrainophilen Folklore-Erinnerung hingebe.

Sonntag, 10. April 2011

die Oper (44)

In der Kiewer Oper entdeckte ich meine Leidenschaft fürs klassische Ballett, war verzaubert von Prokovjews Romeo und Julia, angetan vom Nußknacker-Weihnachtstraum bei sommerlichen Höchstwerten, fieberte mit Madame Butterfly um ihren amerikanischen Handeltreibenden, in einer Puccini Oper, lachte mit Figaro und bestaunte das ein oder andere Mal ein Ballett das ukrainische Volkstänze vorführte. Sie wird mir fehlen, genau so wie der Krimsekt der ersten Pause und die posierenden Paare auf schönstem Marmor gülden umrahmt.

Samstag, 9. April 2011

Donnerstag, 7. April 2011

Duschgeschirr (47)

unwahrscheinlich dass ich es vergesse, denn es war der Running-Gag meiner zwei Jahre:
"Und wo wohnst du so?"
- "Im Gästehaus der Universität"
- "Wow"
- "ja es ist super hier. Manchmal vielleicht ein wenig anstrengend, dass ich nur einen Wasserkocher und Kühlschrank habe - aber ansonsten super." Und das meinte ich völlig ironielos. Dass ich jedoch zwei Jahre meine Geschirr in der Dusche gespült habe, zugegeben meistens im Waschbecken, das habe ich heute photographisch festgehalten.

Mittwoch, 6. April 2011

Kiewkiosks (48)

an jeder Ecke in jeder Lebenslage zu jeder Stunde des Tages und in jeder erdenklichen Gemütslage von Verkäuferinnen zu finden.

Dienstag, 5. April 2011

Die Morgenmetro (49)

ich bin noch nicht sicher, ob ich sie wirklich vermissen werde: wenn am Morgen die halbe Stadt unterwegs ist, Kiew hat inoffiziell 4 Millionen Einwohner davon fahren mindestens eine Million jeden Tag Metro im Berufsverkehr knattert sie im 30 Sekundentakt in die Stationen und es ist schon ein sehr eigenes Gefühl, wenn einem ein Schwall von Mensch beim Aufkrachen der Türen entgegenprallt: physisch, geruchlich, es ist sogar menschenwarm und man wünscht sich ganz fern. Wie versteinert starren alle auf die Katzen-Homevideos auf den Monitoren um sich von der Außenwelt abzuschirmen. Es gibt keine Distanz mehr zu dem Bierbauch des Alten hinter einem. die Turmfrisur vor der Nase. Es passt buchstäblich kein Papier zwischen einen und die anderen. Dabei gehöre ich zu den Glücklichen, ich passe meist in die erste Metro, da ich nicht aus den Schlafstädten ins Zentrum aufbreche. Eine Freundin erzählte, dass sie meist erst in die dritte hineinkommt - wenn es gut geht, ansonsten die vierte. Heldenhaft berichtete sie, wie sie neulich mindestens drei Stationen auf einem Bein fuhr, weil sie den Fuß nirgendwo abstellen konnte. Aus diesem Grund auch ein bildlicher Abschied von der Morgenmetro

Montag, 4. April 2011

Abschiedsexperiment in Bildern

Eine Freundin fragte mich gestern via Email, ob ich denn schon Abschied feiere, denn als sie damals Bisk (Sibirien) verließ, habe sie zwei Wochen lang feiern müssen, sie war genau drei Monate dort und kann sich nur schwer vorstellen, wie das wohl bei zwei Jahren sein müsse. Sie hat Recht, ich plane bereits - bin eben eine Deutsche geblieben - wann und wo und mit wem, ob alle zusammen, ich einen Raum, eine Bar, eine Band mieten, den Strand für einen Abend im Mai in Beschlag nehmen sollte etc.

Da es auch Abschiednehmen von vielen kleinen Dingen und Momenten heißt, die ich hier lasse, über die ich lachen muss, mich manchmal ärgere oder sie als alltäglich empfinde und sie irgendwann vergessen werde, mich aber auch gebührend verabschieden will, werde ich die nächsten 49 Tage jeden Tag ein Foto machen, vielleicht auch erklären, was genau ich hier verabschiede.
Ich spinne, ich weiß. Aber das soll mein kleines erinnerungstechnisches Experiment sein.

Tag 50: Ein Ausschnitt meiner Badezimmerfliesen-Vokabeln-Post-its mithilfe des Auswärtigen Amts in die Tat umgesetzt, zu dieser Kategorie gehören auch die Kühlschrankworte und Schreibtischverben:

Samstag, 2. April 2011

Tschernobyl Tours

So heißt die eine oder andere Agentur, die Geld mit dem Schrecken macht. Bald ein Jahr habe ich nachgedacht, ob sie auch ihr Geld an mir verdient. Die Zone ist noch immer gesperrt, nur mit Sondergenehmigung zu erreichen, an der ein Rattenschwanz an Mitverdienern hängt. Morgen fahre ich.

Ich habe mit vielen gesprochen, mit den Ausländern um mich, mit Ukrainern. Jeder hatte eine Meinung zum Kommerz, zu den Bildern, zum Grauen, zur Gefährlichkeit dieses Unterfangens. Am meisten beschäftigt hat mich eben dieser Kommerz mit der Katastrophe, die davon am meisten Betroffenen sehen nichts von dem kleinen Vermögen, dass mich und viele andere dieser Trip kostet und den halben Monatslohn eines ukrainischen Hochschuldozenten darstellt.

Was sucht sie da, wird wieder der ein oder andere denken (die liebe Familie ;), reicht ein Loch im Bein mit dazugehörigem Adrenalinputsch im Jahr noch nicht? Die Strahlung dort ist so hoch wie in Kiew – ich weiß nicht, ob das eine beruhigende Antwort ist, aber gefährlicher als hier ist es nicht.
Wenn ich nicht jetzt fahre, werde ich es niemals tun. Und ich bin neugierig, will verstehen, was da passierte, was es für die Gegenwart bedeutet und den Unfall in Japan nachvollziehbarer macht.  Ich will die alte dort konservierte Sowjetunion sehen, so sehr sie nun auch journalistengerecht in Szene gesetzt sein mag und ich habe es mir gut überlegt.

Freitag, 1. April 2011

Alterswitz


Egal wo ich hinkomme, die Welt denkt, ich sei jung. Nein, die Ukraine denkt, ich sei jung. Ich bin jung. Aber im Maßstab der Ukraine sehe ich jünger aus, als ich bin. Ein Pferdeschwanz ziert sich für eine Dozentin an der Uni nicht, flache Schuhe, ungeschminkte Lippen, unberingte Finger. „ Was Sie unterrichten? Aber Sie sind doch noch so jung.“ Ich habe aufgehört diesen Satz zu zählen. Aber er kommt immer. Vielleicht ein Kompliment, dem einen Gegenkompliment über das Alter des Gegenübers folgen soll? – tja , dann habe ich interkulturell versagt. Kein Wunder, kann mir in meinem Alter schon mal passieren, letzte Woche waren es 10 graue Haare, die ich mir ausriss.