Dienstag, 28. August 2012

Heldenpullover

"Das ist ein Scherz" sage ich, als er wieder in die Küche kommt mit einer neuen Ladung Erinnerungen und ukrainischem Bier.  Ernst schaut er mich an: "Jana! Ukrainische Seemänner machen keine Scherze". "Nein natürlich nicht. Herr Offizier" und stehe innerlich stramm. Aber dann lacht er mich an und öffnet eine neue Flasche.
Und während ich von Innen die Hitze dieser Sevastopoler Nacht mit Bier zu kühlen versuche, wärmt mich mein neuer Pullover außen. Tief unter der Barentssee hat er schon gedient. Im Atlantik und Mittelmeer. Nun, da hat ihn sein früherer Besitzer vielleicht eingetauscht gegen ein leichteres Modell. Mashas Papa, U-Boot Offizier der Russischen Flotte, dem ganzen Stolz der SU hat mir soeben einen seiner alten Marine-Pullover geschenkt und ich starre ihn völlig benommen an, während ich mir die Geschichten seiner Jugend, des Kalten Krieges auf den Weltmeeren anhöre. Das kann ich nicht annehmen. "Wer die Meere beherrscht, beherrscht die Welt. So ist das Jana. Natürlich nimmst du das an und wenn du nicht sofort aufhörst, schreibe ich noch 'Heldin der Sowjetunion darauf'". Gut ich bin überzeugt und ziehe nun mit meinem Heldenpullover aus der Heldenstadt durch deutsche Lande. Zu Land war er nämlich noch nicht so oft. Hoffentlich wird es bald kalt. Er ist nicht  für hiesige Temperaturen und Heldinnen gemacht.

1 Kommentar:

  1. Diese Einstellung ist mir aus der Ukraine ebenfalls bekannt. Man würde sprichwörtlich sein letztes Hemd verschenken um jemandem eine Freude zu bereiten. Danke für den liebenswürdigen Artikel. Nur schade, dass es kein Bild vom Pullover gibt. :-)

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