Als ich ankam, sprach ich wenig, weil das Ankommen wie in Trance verlief. Ein viel zu eng gesteckter Reiseplan ohne Schlaf dafür mit viel Kaffee in dem ich das Fernweh ertränkte, Thesenpapiere ausgedruckt und rein ins Seminar und schon mitten auf dem Universitäts-Sommerfest, wo die Gesichter der letzten sieben Jahre herumsprangen, völlig übernächtigt und vor Erschöpfung hippelig beging ich diese ersten Wochen. Nun ist es ruhiger, die Ruhe macht mich unzufrieden, weil ich sie nicht mehr kenne, weil ich sie noch nie mochte und weil es die Fremdheit noch viel deutlicher spürbar macht.
Als ich ankam, sprach ich wenig, weil ich es nicht konnte. Es erschien so kostbar, um es mit dem Aussprechen zu entzaubern. Die Geschichten, Gefühle, Begegnungen kann ich nur leidlich teilen. Sie verblassen mit dem Erzählen; wie die Folklore-Bluse, die ich erstand aus 100 ausgesuchten, die nicht sein musste, aber doch dazu gehört, auch wenn ich wiederkomme, ohne Sophia hätte ich sie nie gesucht. Sie entlockte meiner Mutter einen Schrei des Entsetzens und schon wich das Rot des Kreuzstichs wie von Schneewittchens Wangen in meiner Wahrnehmung. Nun verteidige ich sie trotzig, das Rot bleibt weg.
Und so erzähle ich manchmal von der Hitze und den Gewittern, aber sonst? Die Geschichten sind wie weggeblasen aus meinem Kopf, weil das Konservieren eher einem Wegschließen gleicht und ich hoffe, dass sie wiederkommen, wenn ich hier endlich angekommen bin in der mir so fremden vertrauten Welt.
schön, traunig, trauig schön! hast du deine stimme wieder, kleines tanzendes folkloremädchen?
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