Sebastians Rucksack ist so groß, dass er allein Sessellift fährt immer beargwöhnt von uns, dass er nicht herunterkullert. Die Sessellift-Betreiber ächzen, während sie ihn auf den Lift wuchten und ich mache mir um Sebastians nächste Tage Sorgen. Aber wir kommen alle gut an. Noch hält das Wetter.
Auf den ersten Kilometern passieren wir drei der dreizehn Seen und eine alte Militärstation. Überhaupt hat die Nähe zu Frankreich zahlreiche Mulatteriere und Hütten zurückgelassen, die sich fürs Wandern wunderbar eignen. Wir steigen insgesamt 739 Meter hoch an wunderbaren Blumenwiesen und queren die letzten grauen Schneefelder, Nebelschwaden ziehen über uns hinweg und packen uns wie in Watte. Das Gebimmel der Kühe an den Hängen verschlucken sie fast vollständig.
Je höher wir steigen, desto ungemütlicher wird es: Der Nebel fängt immer wieder an, sich abzuregnen. Aber wir haben Glück, es regnet sich nicht ein. Während wir uns noch den letzten Anstieg hochquälen, überholt uns eine kleine sportliche Frau ohne Wasser und Gepäck - sie schwitzt nicht einmal und sieht aus, als wären die Höhenmeter ihr Sonntagsspaziergang. Später entpuppt sie sich als unsere Hüttenwirtin.
Kurz vorm Abstieg zur Hütte scheint sogar die Sonne und der Nebel bricht auf und zeigt eine wunderbare Berglandschaft um uns herum. Am Gran Guglia (2819 hoch) steigen wir ab zu Schutzhütte und Rifugio Lago Verde ab - insgesamt an diesem Tag 619 m. So hoch wie hier habe ich noch die genächtigt: 2538m.
Aber erst einmal ist der Hüttenraum mit dem Ofen gewärmt, die Oma schnipselt Gemüse, eine französisch-britische Familie kloppt lautstark Karten, die Tochter des Hauses hat kleine Sträuße von Bergblumen gebunden, das Essen ist gut und reichlich. Es ist wohlig warm, wir trinken Tee, um die kalte Dusche aus den Knochen zu kriegen und fallen früh in die Betten. Die erste Etappe auf unserer diesjährigen GTA-Tour ist geschafft.
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