Mittwoch, 20. Oktober 2010

found a wallet

Komisch fühlt sie sich an, ganz schmal und leicht, dabei ist alles drin, ausser dem Geld versteht sich. Sie ist meins und doch fremdel ich, mit fremden Fingern durchwühlt und jäh weggeworfen in den Metroschacht, fass ich sie nun mit spitzen Fingern an. Durchwühlt ist sie, sogar den Organspendeausweis haben sie aus der hinterste Ecke gekramt, Telefonnummern, Kinokarten, Kassenzettel, Visitenkarten, ein kleines ukrainisches Leben hat sich in ihr angesammelt.

Dass ich sie wieder habe, ist ein Wunder, alle ukrainischen Freunde schauen sie ungläubig an. Das passiert nie. Geschenke soll ich den netten Damen an der Metrostation dla Tolstogo machen und auch ich fange an, das Wunder zu sehen. Dabei denke ich jetzt, ist es doch natürlich, dass man eine Geldbörse mit allen Papieren und Karten meldet. Hier ist es keins. Es ist ein Wunder. Dass sich Fremde meiner Sache angenommen haben, mich als Ausländerin erkannt und im Goethe-Institut angerufen haben, das wiederum mich anrief. Ich wünsche dieser Stadt und ihren Bewohnern, dass es irgendwann kein Wunder sein wird, sich nicht nur um die eigenen Belange zu kümmern.
Aber vorerst werde ich mit Geschenken aus Deutschland wiederkommen, um das kleine Wunder, das mir geschehen ist, zu verlängern.

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