Sonntag, 10. Oktober 2010

"hübsch hässlich haben sie es hier..."

... dachte ich, als ich auf den Auslöser drückte. Kunst im Müll oder Müll auf der Leinwand? Denn was er malt, hat nichts mit der Realität um ihn herum zu tun. Wolkenlose Stadtansicht in Pastell. Treffend für mein Leben hier. Denn nichts scheint, wie es ist. Oder ist, wie es scheint?

Eine Woche später und ich habe mich noch immer nicht abgeregt, über dieses Aas, an der ich täglich vorbei laufe, der ich ein schönes Wochenende wünsche auf Russisch obwohl offizielle Sprachen der Akademie Ukrainisch und Englisch sind und die mich dann doch wieder auflaufen lässt. Mein Wundern, wie man nur so sein kann, wie man so wird, was solche Menschen hervorbringt, lässt nicht nach, hört einfach nicht auf. Ich brauche keinen Kaffee mehr, muss mich nur an den letzten Sonntag erinnern und schon ist mein Blutdruck ganz weit oben. Eine offizielle Beschwerde wird es nicht geben, weil sie alles abstreitet und ihre Chefs schneller erreicht hat als wir. Ich knurre sie nun täglich hinter meinen Augenliedern an und hauche ein "Dobre" aus dem tiefsten Winkel meiner Kehle hervor.

Dass ich seit 6 Tagen kein warmes Wasser bei durchschnittlich 8 Grad Außentemperatur und vielleicht 10 Grad Innentemperatur habe, mich nachts in meinen Schlafsack einmummele, der Komfort bis 8 Grad verspricht, macht mich zusätzlich etwas sensibel. Aber ich habe einfach keine Lust mehr auf solche Menschen wie sie angewiesen zu sein, mich abzumühen und Geduld und Fassung zu bewahren. Ich habe es so satt, dass Leute, wie sie die Schlüssel verteilen, meinen ihre Macht über andere auszuspielen, die nur darin besteht Schlüssel zu verteilen. Das ist doch absurd. Warum können sie das? Weil wissen, dass die Uhren hier noch nach ganz alten Zeiten schlagen, sie auf diesen Posten sitzen bis in alle Ewigkeit. Es wird noch Generationen geben, die diese Schachtel mit der gleichen Boshaftigkeit ersetzen können und ich fühl mich dem nicht gewachsen. Meine Haut wird dünner von Konflikt zu Konflikt. Leider fehlt mir sogar die Kraft zum Ironisieren momentan, kommt aber sicher wieder.
So satt habe ich es, dass ich mich nicht einmal mehr über die 50 Bewerbungen für meine Studienreise freuen kann, die ein Zeichen für den Erfolg der Fahrt im letzten Jahr sind; oder die traurigen schönen Abschiedsszenen meiner Damen, die heute morgen nach Jena aufbrachen. Die Verbleibenen zwei wollen mir das Kochen ukrainischer Gerichte beibringen, was so süß ist, dass mich das ganz rührt.

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