Donnerstag, 26. August 2010

Den Zwicker auf der Nas und Herbst in der Seele

Ein ganz großer Satz! Nur leider nicht von mir und bevor ich mich des Plagiats schuldig mache, hier die Quelle: mein neuer Bekannter Isaak, nachdem ich deutsche Buchhandlungen durchforstete und Gehilfen einstellte, weil er nicht mehr aufgelegt wird. Einer, der in Deutschland vergessen scheint. Dabei schreibt er so schaurig schön vom Bürgerkrieg in den ukrainischen Westgebieten, als die Rote Armee auf Pferden nach Polen vordrang; von dem jüdischen Gaunerleben in Odessa, mit der ihm eigenen Sprache und Wortwitz, auf russisch sicher noch ironischer und zugleich melancholisch. Isaak Babel aus dem Reclam-Heft "So wurde es in Odessa gemacht", der große jüdische Schriftsteller der Stadt, den sie nie losgelassen hat, auch als er längst in Moskau lebte. Die stalinistischen Säuberungen überstand auch eher nicht, als seine Beschützer ihrem eigenen Apparat zum Opfer fielen bzw. mit Gorkis Tod sein natürlicher Schutz fehlte, fiel auch er. Seine letzten Aufzeichnungen wurden verbrannt, so bleiben nur wenige Geschichten über das jüdische Leben in Odessa, das einmal den Charakter dieser Stadt ausmachte. Auch wenn er heute ein anderer sein mag als früher, diese Stadt, die weniger als 300 Jahre alt ist, versprüht einen Charme, dass man den lieben langen Tag in der Morgen- Mittags- Abendsonne herumspazieren möchte, immer in dem Gefühl, dass die nächste Straßenecke noch schöner, der nächste Innenhof, Treppenaufgang, der nächste Moment noch malerischer ist als all die zuvor - dann ist der Herbst in der Seele noch ganz fern. Nur die Stadt selbst, die ist ganz Herbst auch in der Hitze des Augusts.

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