Mittwoch, 11. August 2010

"Bitte beobachten Sie mein Land genau" (Juri Andruchowytsch, 11. August 2010)

Bei 18 Grad Bochum, wo ich nun seit fast zwei Wochen täglich sechs Stunden lang den Untergang der Sowjetunion diskutiere oder die Situation russischer Familien mit der von deutschen in gebrochenem Russisch vergleiche, zum 100sten Mal die gleichen Grammatikfehler mache und nicht selten an meiner Aufnahmefähigkeit sprich Intelligenz zweifle, einem verspannten Nacken und Schlafmangel leide; heißt es, meine baldige Rückkehr in den Osten vorzubereiten. Und das fällt mir offen gesagt noch nicht leicht. Aber ich sollte mich besser schnell an den Gedanken gewöhnen, das stabile Netz nutzen um eine weitere Runde Ukraine anzukündigen. Denn am Samstag sitze ich bereits im Zug von Dresden nach Breslau, von wo es über Lwiw nach Odessa geht um mich und mein Russisch noch etwas weiterzubringen. Ende August werde ich ein weiteres Jahr in Kiew sein.

Wer sich über die ausbleibenden Geschichten per Email gewundert hat, den bitte ich um Verzeihung. Ich habe seit April ein Experiment gestartet und bin unter die Blogger gegangen, (habe dies aber noch mit wenigen ausprobiert), wo ich die kleinen Geschichten des Alltags, meiner Reisen und Eindrücke unterbringe. Ziemlich romantisch in den letzten Sommermonaten vor dem ersten Abschied, wie ich mittlerweile finde. Aber das Klima hat bekanntlich ja Einfluss auf das Wohlbefinden und somit auf die Wahrnehmung und die Sommernächte in Kiew waren so lau, dass es einem schnell romantisch zumute werden konnte. Zwar hat mich ein Abstecher im Juli aus meiner bereits einsetzenden Nostalgie in ein reales Kiew geholt, manche meiner Leidenschaften sind eben von kurzer Lebensdauer, was mir das erneute Ankommen auf jeden Fall erleichtern wird.

Nach einem Artikel aus der heutigen FAZ, wo ein großer zeitgenössischer ukrainischer Schriftsteller im Feuilleton die Leser auffordert, "Beobachten Sie mein Land bitte genau" und mit düsteren Farben die Zukunft der Ukraine unter Janukowitsch in einer stalinistischen Tradition malt und hofft, aus diesem bösen Traum zu erwachen, bin ich besonders auf die politischen Veränderungen der kommenden Zeit gespannt. Ich hoffe, ihr auch und besucht entweder meinen Blog oder vielleicht sogar einmal real mein Zuhause für weitere 10 Monate.

Eure J.

1 Kommentar:

  1. In den Po beißen könnt ich mich dafür, dass ich es tatsächlich heute, an meinem Studienfreien-Tag, zum ersten Mal geschafft habe diesen schönen Blog zu lesen.. Jana, mach weiter so und ich freu mich auf spannende, melancholische, lustige und ja.. verträumte Geschichten aus der, dank dir doch recht nahen Ukraine :) Würd sagen die zweite Runde begießen wir heut abend mit dem Sekt aus dem Kühli.. hi hi..
    deine Suse

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