Dienstag, 5. April 2011

Die Morgenmetro (49)

ich bin noch nicht sicher, ob ich sie wirklich vermissen werde: wenn am Morgen die halbe Stadt unterwegs ist, Kiew hat inoffiziell 4 Millionen Einwohner davon fahren mindestens eine Million jeden Tag Metro im Berufsverkehr knattert sie im 30 Sekundentakt in die Stationen und es ist schon ein sehr eigenes Gefühl, wenn einem ein Schwall von Mensch beim Aufkrachen der Türen entgegenprallt: physisch, geruchlich, es ist sogar menschenwarm und man wünscht sich ganz fern. Wie versteinert starren alle auf die Katzen-Homevideos auf den Monitoren um sich von der Außenwelt abzuschirmen. Es gibt keine Distanz mehr zu dem Bierbauch des Alten hinter einem. die Turmfrisur vor der Nase. Es passt buchstäblich kein Papier zwischen einen und die anderen. Dabei gehöre ich zu den Glücklichen, ich passe meist in die erste Metro, da ich nicht aus den Schlafstädten ins Zentrum aufbreche. Eine Freundin erzählte, dass sie meist erst in die dritte hineinkommt - wenn es gut geht, ansonsten die vierte. Heldenhaft berichtete sie, wie sie neulich mindestens drei Stationen auf einem Bein fuhr, weil sie den Fuß nirgendwo abstellen konnte. Aus diesem Grund auch ein bildlicher Abschied von der Morgenmetro

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