Samstag, 2. April 2011

Tschernobyl Tours

So heißt die eine oder andere Agentur, die Geld mit dem Schrecken macht. Bald ein Jahr habe ich nachgedacht, ob sie auch ihr Geld an mir verdient. Die Zone ist noch immer gesperrt, nur mit Sondergenehmigung zu erreichen, an der ein Rattenschwanz an Mitverdienern hängt. Morgen fahre ich.

Ich habe mit vielen gesprochen, mit den Ausländern um mich, mit Ukrainern. Jeder hatte eine Meinung zum Kommerz, zu den Bildern, zum Grauen, zur Gefährlichkeit dieses Unterfangens. Am meisten beschäftigt hat mich eben dieser Kommerz mit der Katastrophe, die davon am meisten Betroffenen sehen nichts von dem kleinen Vermögen, dass mich und viele andere dieser Trip kostet und den halben Monatslohn eines ukrainischen Hochschuldozenten darstellt.

Was sucht sie da, wird wieder der ein oder andere denken (die liebe Familie ;), reicht ein Loch im Bein mit dazugehörigem Adrenalinputsch im Jahr noch nicht? Die Strahlung dort ist so hoch wie in Kiew – ich weiß nicht, ob das eine beruhigende Antwort ist, aber gefährlicher als hier ist es nicht.
Wenn ich nicht jetzt fahre, werde ich es niemals tun. Und ich bin neugierig, will verstehen, was da passierte, was es für die Gegenwart bedeutet und den Unfall in Japan nachvollziehbarer macht.  Ich will die alte dort konservierte Sowjetunion sehen, so sehr sie nun auch journalistengerecht in Szene gesetzt sein mag und ich habe es mir gut überlegt.

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